Warschauer Universität, Warschau

Der Palac Kazimierzowski ist das Hauptgebäude der Warschauer Universität

Die Warschauer Universität heißt auf polnisch Uniwersytet Warszawski und kann, trotzdem sie noch nicht sehr alt ist, auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Das große Areal der Lehranstalt befindet sich südlich des Präsidentenpalast.

Die Bildungseinrichtung wurde im Jahr 1816 auf Geheiß des polnischen Königs und russischen Zaren Alexander I. gegründet. Mit dem Titel "Königliche Universität" war die Lehranstalt das Ergebnis der Fusion der Medizinischen Schule und der Juristischen Schule. Neben Medizin und Jura wurden außerdem die klassischen Studienfächer Theologie, Philosophie und Bildende Kunst gelehrt. Schon kurz nach der Gründung waren weit über 700 Studenten an der Warschauer Universität eingeschrieben, die von zirka 45 Professoren und Dozenten betreut wurden.

Das weitläufige Universitätsgelände erstreckt sich entlang des unteren Abschnitts der Krakowskie Przedmieście – entlang dieser Straße verläuft auch die Sehenswürdigkeitenstrecke Königsweg. Wenn man das imposante Haupttor passiert, so gelangt man über eine baumbestandene Allee in den Haupthof der Hochschule. Direkt gegenüber des Haupthofes befindet sich das zentrale Gebäude des Campus - die Bibliothek, die man in den Jahren von 1891 bis 1894 nach den Entwürfen von Stefan Szyller und Antoni Jabłoński-Jasieńczyk errichtete.

Auf der linken Seite wird die imposante Bibliothek vom Proseminaryjny und auf der rechten Seite vom Porektorski flankiert: Beide Bauten entstanden kurz vor der Eröffnung im Jahr 1816 nach Plänen des Architekten Jakub Kubicki. Denkt man sich eine Achse, die sich entlang der Linie Haupttor – Allee – Bibliothek erstreckt und den Campus symmetrisch teilt, so ist das prächtige Kazimierzowski-Palais ihr krönender Abschluss, denn im Gegensatz zu den anderen Bauten ist der Palast parallel zur Krakowskie Przedmieście ausgerichtet. Das prächtige Gebäude diente im 17. Jahrhundert als Residenz für König Wladislaw IV., später wurde es zu einer Militärschule umfunktioniert und heute ist hinter dem mit Säulen geschmückten Eingang das Rektorat der Universität zu Hause. Seinen Namen verdankt der Palast dem Edelmann Jan II. Kazimierz Waza - dem späteren König Johann II. - der den ursprünglichen Baukörper nach seinen Ansprüchen umbauen ließ.

Um den Haupthof der Universität gruppieren sich ein ehemaliges Hörsaalgebäude und die einstige Akademie der Schönen Künste: Der Architekt Michał Kado entwarf sie in den Jahren von 1810 bis zirka 1823. Das Hauptuniversitätsgebäude ist auf dem südwestlichen Teil des Campus, direkt neben dem Porektorski, gelegen und wurde um das Jahr 1840 nach den Entwürfen des Architekten Antonio Corazzi realisiert.

Nach ihrer Eröffnung anno 1816 bestand die "Königliche Universität" 16 Jahre. Doch nach dem Amtsantritt von Zar Nikolaus I. verlor Polen durch zahlreiche Repressionen seine Eigenbestimmtheit. Ein misslungener Aufstand im November des Jahres 1830 hatte die Schließung der Schulen und der Universität zur Folge, da sich ein Großteil der Studenten an den gegen die Russen gerichteten Unruhen beteiligt hatte.

In den Jahren von 1869 bis 1915 wurde die Lehranstalt zur Universität des Russischen Zaren: Viele Lehrkräfte kamen aus Russland und die Veranstaltungen für die zirka 1.800 Studenten hielt man ausschließlich in russischer Sprache ab. Nach dem Jahr 1915 konnte an der Uniwersytet Warszawski wieder ein von Russland unabhängiger Lehrbetrieb aufgenommen werden. Doch der Erste und der Zweite Weltkrieg brachten ungeahnte Einschränkungen und Zerstörungen mit sich: Anno 1945 waren 60 Prozent der Universitätsgebäude unwiederbringlich zerstört und der Unterricht musste bis dato geheim stattfinden.

Der Wiederaufbau der stark beschädigten Lehrgebäude war dementsprechend kosten- und arbeitsintensiv, haben sich jedoch mit Blick in die heutige Zeit gelohnt: Mit über 60.000 Studenten ist die Uniwersytet Warszawski die größte Hochschule von ganz Polen.