Befestigung Barbakane, Warschau

Die Barbakane ist ein besonders gut erhaltener Teil der ursprünglichen Befestigungsanlagen der Warschauer Altstadt. Man sollte es sich daher nicht nehmen lassen, einen kleinen Spaziergang vom Rynek Starego Miasta entlang der Ulica Nowomiejska bis zu dem nördlichen Abschluss der Altstadt zu machen.

Die Barbakane wurde anno 1550 errichtet

Die Barbakane ist ein Überrest der alten Verteidigungsanlagen

Die Barbakane wurde anno 1550 nach den Plänen des italienischen Architekten Giovanni Battista aus rotbraunem Backstein errichtet. Das Trutzwerk hat einen hufeisenförmigen Grundriss und trägt vier halbrunde Wehrtürme, die den Bastionscharakter besonders deutlich hervorheben und die Schutzfunktion der Barbakane unterstreichen.

Bereits im 14. Jahrhundert schützte eine zweifache Mauer die Altstadt vor Eindringlingen und aus Sicherheitsgründen führten nur zwei Tore ins Innere der Siedlung: das Krakauer Tor im Süden und das nördliche Neustädtische Tor (Nowomiejska Tor), welches man durch den Bau der Barbakane verstärkte. Auf der ganzen Welt sind nur noch wenige Beispiele für derartige Torbaue erhalten - Außer in Warschau befinden sich nur noch in Krakau und den französischen Städten Avignon und Carcassonne ähnlich imposante Anlagen. Vermutlich handelt es sich dabei um eine Architekturform, die man aus dem arabischen Raum adaptierte.

Die alten Gemäuer wurden in den 1940ern freigelegt

Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Backsteinmauerwerk von Barbakane und der Stadtmauer für andere Bauvorhaben genutzt. Auf diese Art und Weise verschwanden nach und nach ganze Mauerteile von der Bildfläche – sie wurden dringend für den Bau der angrenzenden Wohnhäusern benötigt.

In den 1940er Jahren entschloss sich die Stadt Warschau schließlich dazu, die Gemäuer wieder freilegen zu lassen. Doch dann begann der Zweite Weltkrieg und die Bombenangriffe der Deutschen verursachten einigen Schaden an der Bausubstanz. Im Rahmen der großen Rekonstruktionsmaßnahmen nach dem Ende der Kampfhandlungen arbeitete man bis in die 1950er Jahre hinein, um den Originalzustand der Barbakane und der Stadtmauer wiederherzustellen - Anhand einer schwarzen Trennlinie kann man heute den unteren, ursprünglichen Teil von dem neuen, oberen Gemäuer unterscheiden.

Die Podwale führt zum Schlossplatz

Um sich einen Überblick über die gesamte Anlage zu verschaffen, empfiehlt es sich, die Promenade auf dem ehemaligen Festungsring zu erkunden. Der hübsche Weg heißt auf polnisch "Podwale" und führt zwischen der inneren und äußeren Stadtmauer entlang. Die Straße verbindet die Barbakane mit dem Plac Zamkowy – dem Schlossplatz. Von der Plattform, die sich rechts neben der Wehranlage Barbakane befindet, hat man einen herrlichen Ausblick auf die Weichsel und den Stadtteil Praga am gegenüberliegenden Ufer des Flusses.

Läuft man hingegen nach links, gelangt man unmittelbar zu dem mächtigen Pulverturm, in dem heute Ausstellungsräume untergebracht sind. Eine Brücke, die in die Neustadt hineinführt, geht ebenfalls direkt vom Befestigungsweg ab. Selbstverständlich gelangt man auch durch das Nowomiejska Tor aus der Altstadt heraus. Direkt hinter der Barbakane befindet sich in der Ulica Mostowa die wohl gemütlichste Milchbar der Stadt: "Pod Barbakanem" (Zur Barbakane). Hier sollte man sich stärken, bevor man zu einem Rundgang durch die Neustadt aufbricht.

Auf der Promenade Podwale - einem Teil der Altstadtbefestigungsmauer - befindet sich auf einem kleinen Sockel die Skulptur eines uniformierten und bewaffneten Kindes. Der Kleine Aufständische erinnert an die vielen Kindersoldaten und Pfadfinder, die während des Warschauer Aufstands im Jahr 1944 ihr Leben verloren.

Im Oktober 1983 enthüllte man das Denkmal des Kleinen Aufständischen, welches man an der Stelle eines ehemaligen Wehrturms der Stadtmauer errichtete. Die Reste des Turms rahmen das Denkmal wie eine Nische ein und bieten Platz für die zahlreichen Blumen, die auch heute noch vor dem Kleinen Aufständischen niedergelegt werden.